Liebe Kolleginnen und Kollegen,
heute lag ein Brief in unserem GEW-Büro, den ich sehr wichtig finde und ihn deshalb auf die Homepage gesetzt habe. Absender waren zwei Berliner GEW-Mitglieder, die in Ostfriesland Urlaub gemacht hatten. Sie hatten sich dabei auch an verschiedenen Orten Mahnmale und Gedenkstätten für die Opfer des Faschismus angesehen. Zum Mahnmal in Leer schrieben sie:
„Auch die Verfolgung der Juden wird berücksichsichtigt und ihrer wird gedacht durch ein Mahnmal. Hier werden die durch das NS-Regime vernichteten jüdischen Leeraner Bürger namentlich gewürdigt. Gänzlich im Kontrast dazu erlebten wir allerdings sehr negativ den Zustand der dazugehörigen Grünanlage. Betrachtet man die augenfällige Lage dieses Denkmals (…), erstaunt die kommunale Gleichgültigkeit. Es kann doch nicht sein, dass in Leer jede Verkehrsinsel mit ihrer Blumenpracht als bedeutsamer eingestuft wird als eben dieser Ort, der steinig, ungepflegt und lediglich mit mageren Koniferen ausgestaltet ist.
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Wir möchten (…) an die politisch Verantwortlichen in Leer appellieren, den Widerspruch von äußerer Form und inhaltlicher Aussage ernsthaft zu bedenken. Der Platz wirkt auf Besucher ohne Respekt und missachtet somit das dunkle Kapitel der Stadt und damit auch die ostfriesische Geschichte.
Wie überall in der Bundesrepublik sind derartige Orte im Hinblick auf rechtsradikale Schändungen gefährdet. Es könnte sein, dass deshalb der Gemeinde die Pflege dieses Denkmals mehr Geld kosten könnte als der Verschönerung der Verkehrsinseln – gleichwohl wäre es nötig, besonders hier deutliche Zeichen politischer Verantwortung zu setzen.
Da wir aus dem pädagogischen Bereich kommen, möchten wir auch einen Vorschlag unterbreiten. Könnten nicht Schulklassen den Platz gestalten? Möglicherweise entwickeln die Schüler Fragestellungen, auch innerhalb ihrer Familien. Vielleicht gibt es noch Zeitzeugen, die mit den Namen auf den Tafeln persönliche Erinnerungen verbinden können. Gewiss haben die in Leer Unterrichtenden weitere Ideen, um Geschichtsprojekte zu gestalten, auch um das kollektive Schweigen zu brechen.
(…)