„Eier, Pulswärmer, Brombeerblätter“
Zahlreiche Gäste aus der Region Weser-Ems waren gekommen, um bei der Eröffnung der Ausstellung in Westoverledingen dabei zu sein. Die Begrüßung sprach der Vorsitzende des Museumsvereins Klaus Kluth (ehem. Kreisvorsitzender der GEW und pens. Rektor der Möörkenschule Leer). Er dankte dem Team, insbesondere Wimod Reuer, die in wochenlanger Arbeit, am Tag und in der Nacht, daran gearbeitet haben, die Ausstellung zu ermöglichen. Gabriele Ostholthoff, stellvertretende Bürgermeisterin von Westoverledingen, hob hervor, dass damals schon Kinder Teil der Mobilisierung für den Krieg waren. „Wir sind Enkel und Urenkel derer, die nach schrecklichen Erlebnissen und teilweise entstellt aus dem Krieg zurückkamen.“ Sie betonte, wie sehr dieser Krieg die Welt verändert habe und bis heute wirke. Deshalb sei es wichtig, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Anschließend sprach Tanja Schäfers, die Geschäftsführerin des Deutschen Roten Kreuz (Kreisverband Leer). Sie berichtete von den Diensten des DRK, um die Versorgungsmängel und die Not der Bevölkerung zu lindern. Erstmals wurde ein Netzwerk der Auskunft über Verschollene aufgebaut. Besonders betroffen waren die unteren Gesellschaftschichten. Das Rote Kreuz engagierte sich an den Fronten, um unabhängig Verletzte zu versorgen, zu heilen und zu transportieren. Sie erinnerte daran, dass auch heute Krieg in vielen Ländern den Alltag bestimmt und Hilfsorganisationen ihre guten Dienste tun. Um in Folmhusen eine Spende für leidende Kinder im Krieg zu sammeln, haben Mitglieder des DRK Pulswärmer gestrickt, die man im Museum erwerben kann.
Dr. Paul Weßels (Leiter der Landschaftsbibliothek Aurich der Ostfriesischen Landschaft) fand es wichtig, dass hier eine Forschungslücke geschlossen wird. Er verwies auf mehrere theoretisch ähnliche Ausstellungen im Bereich Ostfrieslands.
Zur Illustration des damals gebräuchlichen Chorsingens im Unterricht sangen Tim, Jonas, Marwin und Siebo der Grundschule Flachsmeer unter der Leitung der Klassenlehrerin Nicole Lind ein seinerzeit sehr gebräuchliches Lied. Dazu trugen sie Matrosenanzüge, die die Kinder gehobener Stände sich damals leisten konnten.
Burkhard Schäfer, vom Arbeitskreis Ostfriesische Schulgeschichte der GEW, berichtete umfassend über das Thema: „Schule und Lehrer im 1. Weltkrieg“. Geschickt verflocht er das Geschehen mit dem Schicksal eines Bürgers seiner Zeit, der des Johann Gerhard Brabander, der 1911 zwei Jahre „Dienst“ in der Reichswehr leistete und 1914 für den Krieg eingezogen wurde. Er erlitt mehrere Verletzungen und starb 1917 mit 26 Jahren in Flandern. Viele Landarbeiter arbeiteten damals als Knechte auf den Polder- und Gutshöfen. Grundprinzipien waren Befehl und Gehorsam. Gottesfurcht und Obrigkeitsglaube an „den Kaiser“ wurde den Jugendlichen auch mit der Rute eingebläut. Der Hurrapatriotismus verdeckte die Ängste und Sorgen derer, die wussten, dass Krieg immer Not und Tod bedeuetet. 111 ostfriesische Lehrer starben im 1. Weltkrieg als Soldaten. Eine der anderen Folgen des Krieges war auch, dass Schulkinder um ihre Kindheit mit Drill und Militaria betrogen wurden. Burkhard Schäfer betonte, dass es bei der Ausstellung auch um Friedenserziehung ginge.
Die Leiterin des Schulmuseums Wimod Reuer erzählte, wie sehr sie und Burkhard Schäfer auf die Schulchroniken zurückgreifen konnten. Sie schilderte kurz den Aufbau der Ausstellung: „Ihr könnt ja gleich alles selbst sehen!“ Sie dankte herzlich allen Beteiligten für die gute Mitarbeit.
Mit einem kundig begleiteten Gang durch die Ausstellung endete die Eröffnungsveranstaltung.
(Fotos und Beitrag: Hasso Rosenthal)