Das Licht leuchtet in der Finsternis
Deutschland, das große Kind, zugleich
Idee und Sphinx und drittes Reich,
hat der Vernunft den Krieg erklärt.
Geist gilt für Gift, das langsam schwärt.
Hat man Vernunft erst abgeschafft,
Tritt etwas anderes in Kraft.
Was dieses ist, das weiß man nicht,
Obwohl es nicht daran gebricht.
Nur wenige sagen, angesichts
Des dunklen Etwas, es sei Nichts,
Das Nichts, das an die Stelle tritt,
Wo die Vernunft ins Nichts entglitt.
Deutschland, das Land der Dichter und
Nicht-Denker kommt so auf den Hund,
Der, weil er räudig ist, sich kratzt,
Bis ihm die alte Haut zerplatzt,
Bis er, der hündisch treu gebellt,
Die alten Herren fletschend stellt
Und ihnen dreist den Hals zerbeißt.
Denn aus Blut kommt Blut, und nur Geist schafft Geist.
Wenn Dummheit herrscht, wird Dummheit Schuld.
Glaubt ihr, ein Volk hat ewige Geduld?
Gebt acht! Die Nacht, die Ihr ins Land gebracht,
Macht Eure Macht zu unserer Übermacht!
Hermann Kesten hat dieses Gedicht 1933 geschrieben. Er hatte damals noch Hoffnung, dass sich eine demokratische Mehrheit in Deutschland gegen das menschenverachtende, faschistische Regime als „Licht in der Finsternis“ durchsetzen würde. Wir wissen, es ist anders gekommen. Millionen Menschen wurden in den Vernichtungs- und Konzentrationslagern entwürdigt und in den Tod getrieben. Das dürfen wir nie vergessen. Es ist Mahnung und Verpflichtung für uns, denn auch heute wird der Vernunft oft der Krieg erklärt, und dass „aus Blut Blut kommt“, hören und sehen wir täglich in den Nachrichten. Aber im Gegensatz zu 1933 gibt es heute das „Licht in der Finsternis“, es zeigt sich heute bei den vielen Demonstrationen für Menschenwürde, gegen Rassismus und für ein friedliches Zusammenleben der Menschen. Es darf nie verlöschen.
Nachtrag:
Über unseren DGB-Verbindungsmann Uwe Schwarze erreichte uns heute die Erklärung der DGB-Region Oldenburg-Ostfriesland „Für eine solidarische und gerechte Gesellschaft – Gemeinsam gegen Ausgrenzung, Rassismus und Rechtspopulismus“, deren vollständigen Text ihr in der nachfolgenden pdf-Datei lesen oder herunterladen könnt
Erklärung der DGB Region Oldenburg-Ostfriesland