Offensichtlich ist die Gründung einer IGS in Papenburg vom Tisch. Für Schüler/innen aus Westoverledingen und dem Rheiderland ist das eine Alternative weniger. Kreisvorstandsmitglied Uwe Schwarze dokumentiert die Diskussion mit Ausschnitten (durch Betätigen der linken Maustaste kann der Zeitungsausschnitt gezoomt werden!) aus der Ems-Zeitung:
Archiv für den Monat: August 2013
Kommentar zu den geplanten Grundschulschließungen in der Gemeinde Rhauderfehn
Kreisvorstand Hasso Rosenthal kommentiert hier die beabsichtigten Schulschließungen Rajen, Konke-Oltmanns-Schule, Klostermoor und Burlage. Mittlerweile hat der Kita- und Schulausschuss der Gemeinde Rhauderfehn die Pläne einstweilen auf Eis gelegt. Nach wie vor verfechten jedoch Bürgermeister und Verwaltung, die Grünen (sic!) und Teile der CDU die Pläne, die der Rechnungshof (gew-leer.de berichtete) unterbreitet hatte. Vor der Sitzung demonstrierten 350 Schüler und Eltern!
In einer Zeit, in der man sich bemüht, mit einer anderen, kinderfreundlicheren Familienpolitik eine positive Umgebung für `mehr´ Kinder zu schaffen, ist es nicht ratsam, aus der gegenwärtigen Situation der zurzeit sinkenden Schülerzahlen heraus Schulstandorte in Frage zu stellen. Gerade die Ratsherren sollten sich stark machen für einen Erhalt aller Standorte als Option für die Zukunft. Schulen sind Mittelpunkte der örtlichen Kultur. Hier treffen sich alle Bürger einer Gemeinde (und im Bewusstsein der Bürger ist jeder Ortsteil eine für sich stehende Einheit), Schulen führen Kinder und Erwachsene zusammen.
Die Gemeindeverwaltung ist dafür da, Geld im Interesse der Bürgerinnen und Bürger auszugeben. Dafür bekommt sie ihren Etat. Natürlich soll die Verwaltung, soll der Rat mit den Geldern gut haushalten. Damit Straßen repariert werden können, Sportplätze unterhalten werden, Grundschulen finanziert werden. Kein Mensch käme auf die Idee, bei der Feuerwehr zu sparen, weil es einen Tag nicht gebrannt hat. Aber bei Schulen wird es immer normaler, sie als Sparbüchsen der Kommunalpolitik einzusetzen. Was soll der Quatsch? Schülerzahlen werden wieder steigen. Und dann wird man froh sein, die Schulen erhalten zu haben. Auf keinen Fall muss man den Empfehlungen eines Landesrechnungshofs folgen, der jahrelang unter gleichen Bedingungen bei einer CDU-Regierung keine Kampagne zur Schließung von Schulen losgetreten hat.
Hasso Rosenthal (gleichlautend auch als Leserbrief an den „General-Anzeiger“)
Fünf gute Gründe beim Aktionstag mitzumachen
Es soll immer noch Kolleg/inn/en geben, die nicht wissen, warum sie am 29. August nach Hannover fahren sollten.
Hier ein FLYER zum Herunterladen. Der Flyer wird übrigens alsbald über die Vertrauensleute in den Schulen verteilt werden.
Aus Leer wird auf jeden Fall ein Bus nach Hannover fahren!
Er fährt um 11.15 Uhr in der Hajo-Unken-Str. (stadteinwärts von der Ubbo-Emmius-Str. rechts abbiegen, in Gegenrichtung links) los. In ihm werden hauptsächlich Lehrkräfte des TGG und des UEG mitfahren.
Darüber hinaus sollten sich alle Kollegen, wenn es in der Schule organisiert werden kann und wenn es persönlich möglich ist,
– bis zum 22.08.2013 für die Fahrt nach Hannover bei mir E-Mail oder telefonisch (04953/6903) anmelden und
– mit anderen Kolleginnen und Kollegen sprechen, damit sie es auch tun.
ALLES WEITERE (auch einen zusätzlichen Bus) ORGANISIEREN WIR DANN! FÜR RÜCKFRAGEN STEHEN WIR SELBSTVERSTÄNDLICH AUCH ZUR VERFÜGUNG!
Leeraner Mahnmal für die jüdischen Opfer des Faschismus würdig gestalten
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
heute lag ein Brief in unserem GEW-Büro, den ich sehr wichtig finde und ihn deshalb auf die Homepage gesetzt habe. Absender waren zwei Berliner GEW-Mitglieder, die in Ostfriesland Urlaub gemacht hatten. Sie hatten sich dabei auch an verschiedenen Orten Mahnmale und Gedenkstätten für die Opfer des Faschismus angesehen. Zum Mahnmal in Leer schrieben sie:
„Auch die Verfolgung der Juden wird berücksichsichtigt und ihrer wird gedacht durch ein Mahnmal. Hier werden die durch das NS-Regime vernichteten jüdischen Leeraner Bürger namentlich gewürdigt. Gänzlich im Kontrast dazu erlebten wir allerdings sehr negativ den Zustand der dazugehörigen Grünanlage. Betrachtet man die augenfällige Lage dieses Denkmals (…), erstaunt die kommunale Gleichgültigkeit. Es kann doch nicht sein, dass in Leer jede Verkehrsinsel mit ihrer Blumenpracht als bedeutsamer eingestuft wird als eben dieser Ort, der steinig, ungepflegt und lediglich mit mageren Koniferen ausgestaltet ist.
(…)
Wir möchten (…) an die politisch Verantwortlichen in Leer appellieren, den Widerspruch von äußerer Form und inhaltlicher Aussage ernsthaft zu bedenken. Der Platz wirkt auf Besucher ohne Respekt und missachtet somit das dunkle Kapitel der Stadt und damit auch die ostfriesische Geschichte.
Wie überall in der Bundesrepublik sind derartige Orte im Hinblick auf rechtsradikale Schändungen gefährdet. Es könnte sein, dass deshalb der Gemeinde die Pflege dieses Denkmals mehr Geld kosten könnte als der Verschönerung der Verkehrsinseln – gleichwohl wäre es nötig, besonders hier deutliche Zeichen politischer Verantwortung zu setzen.
Da wir aus dem pädagogischen Bereich kommen, möchten wir auch einen Vorschlag unterbreiten. Könnten nicht Schulklassen den Platz gestalten? Möglicherweise entwickeln die Schüler Fragestellungen, auch innerhalb ihrer Familien. Vielleicht gibt es noch Zeitzeugen, die mit den Namen auf den Tafeln persönliche Erinnerungen verbinden können. Gewiss haben die in Leer Unterrichtenden weitere Ideen, um Geschichtsprojekte zu gestalten, auch um das kollektive Schweigen zu brechen.
(…)
Stellungnahme zum VHS-Pressebericht über die Tagung der Steuerungsgruppe „Zukunftskonferenz Bildung“
War das nötig, Frau Modder und Frau Janssen-Kucz?
Vor einigen Wochen fand in der Haneburg eine Tagung der Steuerungsgruppe „Zukunftskonferenz Bildung“ mit den Landtagsabgeordneten Hanne Modder und Meta Janssen-Kucz statt. Die Steuerungsgruppe wollte ihnen das Konzept für bessere Schulen vorstellen und mit ihnen darüber diskutieren. Dazu hatte sie die folgenden 14 Eckpunkte aufgestellt:
- Ziel: Selbststeuerung, progressiv durch Übergabe von Entscheidungen über Projekte, Varianten
der Materialien, Methoden usw. - Ziel: Orientierung an der Lebenswirklichkeit,
Regionalisierung der Projekt- / Unterrichtsinhalte über enge Kooperation mit Anbietern, Personen, Einrichtungen, Lernorten ggf. mit Unterstützung einer Bildungsagentur, die vernetzt, ergänzende Projekte leitet.
3. Ziel: Gelebte Vielfalt als Chance
Vielfalt der Lernzugänge, Talente, Kulturen beachten.
4. Ziel: alle Kompetenzbereiche beachten
d.h. Kompetenzen Wissen, Urteilen und Handeln fördern.
5. Ziel: Demokratie fördern
durch Beteiligung aller am Büdungsprozess Beteiligten (Eltern, Schüler, Begleiter…), durch Auseinandersetzung mit kontroversen Meinungen, durch Suche nach einer bestmöglichen Lösung.
6. Ziel: Mut entwickeln
um Herausforderungen anzunehmen und zu gestalten
7. Ziel: hohes Maß an Sozialkompetenz entwickeln durch Verankerung als explizites Ziel mit Bereitstellung von Zeitressourcen und professioneller Begleitung.
8. Ziel: Vermittlung der Einsicht in lebenslange:, Lernen durch Vernetzung mit außerschulischen Bildungseinrichtungen und Lernenden (Nutzung derer Expertise, gegenseitiges Lernen, Verbindung von Lebenswelten / Erfahrungswissen, Transfer des schulischen Wissens auf die Alltagspraxis)
9. Ziel: Entwicklung der Potenziale der Lernenden durch individualisierte Begleitung der Lernprozesse, durch Einzel- und Gruppenförderung, durch Lernbegleiter.
10. Ziel: Entwicklung von Projektkompetenz
als höchste Fähigkeit zur Problemlösung in komplexen Situationen im persönlichen und gesellschaftlichen Bereich.
11. Ziel: Hohe Leistungen im individuellen, beruflichen und gesellschaftlichen Maßstab durch Erfolgserlebnis, Ermutigung, Förderung und Anerkennung, Motivationsstärkung
- Ziel: Erfüllung der Kompetenzziele der Kerncurricula der Fächer
- Ziel: Erhöhung der Chancen des Zugangs zu angemessene Berufen durch Portfolio und Kompetenzpässe
- Ziel: Lust am Lernen für Schüler, Eltern und Lernbegleiter
Die Ziele sind es wert, diskutiert zu werden und die Teilnehmerinnen hätten nach Wegen der Umsetzung suchen können. Ob dies auch geschehen ist, wissen wir nicht. Durch die Pressemitteilung der VHS traten massive Vorurteile gegenüber Lehrkräften in den Vordergrund. Teilnehmerinnen wurden mit Äußerungen wiedergegeben wie
Schlechte Lehrer rausschmeißen (Coach Udo Lindner),
30% der Lehrer taugen nichts (Coach Udo Lindner)
Nur 10% der Lehrkräfte sind engagiert bzw. für wirkliche Veränderungen (Janssen-Kucz)
Es sei oft erschreckend, wer da vor der Klasse stehe (Modder)
Schule sei ein schwerfälliger Tanker und man könne nicht 90% einfach rausschmeißen (J-K)
Der Beamtenstatus für Lehrkräfte sollte abgeschafft werden. (Janssen-Kucz)
80% der Lehrkräfte haben Angst vor Schülern (Klaus-Dieter Zoschke)
Diese Äußerungen sind aus zweierlei Gründen eine Katastrophe. Erstens wird den Zielen der Konferenz ein Bärendienst erwiesen, weil nicht mehr über sie diskutiert wird sondern nur noch über die Lehrerinnenbeschimpfungen mancher Teilnehmerinnen. Zweitens muss man fragen, welchen Beitrag zum Bildungskonzept wollten die Teilnehmerinnen damit eigentlich leisten.
Dass unter den Zitierten auch zwei Landtagsabgeordnete sind, macht die Sache nicht besser, dass sie sich bisher nicht oder nur unwesentlich von den ihnen zugeschriebenen Äußerungen distanziert haben, noch weniger.
Manche der gemachten Äußerungen sind so unqualifiziert, dass wir darauf hier nicht eingehen wollen. Aber die Aussage, dass in Schulen keine Veränderungen stattfinden bzw. von Lehrkräften verhindert werden, ist so weit von der Wirklichkeit entfernt, wie der Mond von der Erde.
In vielen Teilen des Landes sind mit großem Einsatz der Lehrkräfte Gesamtschulen entstanden, in unserem Kreisgebiet in Moormerland. Auch bei der Umwandlung oder Zusammenlegung von Haupt-und Realschulen in bzw. zu Oberschulen waren Kolleginnen mit großem Engagement dabei. In vielen Grundschulkollegien wird intensiv an der schwierigen Umsetzung der Inklusion gearbeitet. Die Liste ließe sich fortsetzen. Seit 30 Jahren wird am Bildungswesen in unserer vom Bildungsföderalismus zerfetzten Schullandschaft „herumreformiert“, wobei viele Reformen als Muster ohne Wert den Lernort Schule nicht weitergebracht haben. Die mehr als 600 000 Lehrer mussten sich jährlich mit „Jahrhundertreformen“ auseinandersetzen, oft wissend, dass die jeweils laufende Reform keinen wirklichen Sinn macht. Dass es hier oft Kritik und Widerstand von der GEW und Kollegien gegeben hat, ist kein Wunder. Da sind nicht die „Bremser“ rückschrittlich, sondern die Macher der Kultusministerkonferenz.
Auch werden gern Meldungen kolportiert, die dann wie auf dieser Konferenz zu neuen Forderungen generiert werden. Beispiele? Bitte:
- Forderung nach Selbststeuerung: Steht in jedem Schulgesetz, darum bemühen sich die Kolleginnen und Kollegen, werden dabei aber oft konterkariert durch komplexe Rechtslagen, widersprüchliche Erlasse, zu große Klassen, zu wenig Unterstützung, G8-Schulen, Leistungsdruck durch alberne Zentraltests usw.
- Forderung nach „Orientierung an der Lebenswirklichkeit“. Ist das wirklich neu? Schauen wir zurück. Die alten AWT-Richtlinien für Förder-, Haupt- und Realschulen schrieben das seit den 70er Jahren vor. Mit Erkundungen und Praktika, Technik- und Werkunterricht, andere praktische Fächer wurde dies oft kongenial umgesetzt. Jetzt versucht man durch Outsourcing den Allgemeinbildungsauftrag der Schulen zurückzufahren (Praxistag usw.). Mehr als 80 % der Schülerinnen und Schüler der genannten Schulen haben auch in Krisenzeiten direkt den Sprung in das Berufsleben geschafft. Der Rest oft durch Hilfen. Im Augenblick glänzt die Bundesrepublik durch die sehr gute Azubi-Situation. Nicht ohne Grund. Natürlich orientiert sich die allgemeinbildende Schule an der Wirklichkeit. Das ist ihr Erziehungsauftrag. (…)
- Gelebte Vielfalt. Mit der Inklusion soll ja gerade das umgesetzt werden. Gefährden Landesregierungen (egal, ob schwarz-gelb oder rot-grün) durch unzureichende Unterstützung dieses Ziel nicht gerade? Natürlich kann man diskutieren, wie so ein Ziel in Kooperation mit Vereinen und Trägern vor Ort, mit Netzwerken mit Firmen und Gewerkschaften umgesetzt werden kann, Mit den Ganztagsschulen ist hier ja auch schon viel passiert. Und die „Öffnung der Schule“ setzt eben auch voraus, dass es hier die nötige Unterstützung „von oben“ gibt.
- Zu den anderen Forderungen kann man zu jedem Punkt ausführlich Stellung beziehen. Hier nur zusammenfassend: Eine allgemein bildende Schule kann keine reformpädagogische Wundertüte sein. Es gibt Gegenbeispiele wie die Bodenseeschule in Friedrichshafen. Doch so eine Schule konnte nur, das zeigte der Vortrag durch den Schulleiter und Diskussion bei den Ostfriesischen Hochschultagen, nur unter ganz besonderen Bedingungen gelingen.
Viele Lehrkräfte haben Hanne Modder, die SPD bzw. Meta Janssen-Kucz und die Grünen gewählt. Sie und auch alle andere Lehrkräfte können von ihnen erwarten, dass sie jetzt nicht abtauchen, sondern zu ihren Äußerungen öffentlich Stellung beziehen und das einzig Richtige tun, sich davon distanzieren und sie richtig stellen